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Die Hochschul-Offensive: Wie die Region davon profitieren soll

15.4.2011 |

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Dieses Projekt ist quasi die unmittelbare Antwort Ostbayerns auf den Zukunftsrat.

Als Ministerpräsident Horst Seehofer Mitte Februar in Passau Rede und Antwort zum umstrittenen Gutachten stand, präsentierte Prof. Burkhard Freitag, Vizepräsident an der Uni Passau, bereits einige neue und vor allem konkrete Ideen zur weiteren Stärkung des Hochschulstandortes Niederbayern, die er zuvor mit MdL Bernd Sibler, dem Vorsitzenden des Hochschulausschusses, abgestimmt hatte. Kernstück des Konzepts „Technik Plus“: Die bestehende Fakultät für Informatik und Mathematik wird zur Technischen Fakultät erweitert.

Passau und Deggendorf wollen kooperieren

Sieben Lehrstühle aus den Bereichen Informationstechnik/Mechatronik sollen nach den Plänen hinzukommen – wobei ein Lehrstuhl aus einem Professor und mehreren Mitarbeitern besteht. Dass die Universität durch das zusätzliche Angebot attraktiver für Studienwillige wird, ist dabei laut Freitag aber nur ein Ansatzpunkt. Profitieren, so die Überlegung, kann und soll auch die heimische Wirtschaft. „Schließlich gibt es in der Region eine ganze Reihe von mittelständischen Firmen, die in dem Bereich Kompetenzen haben, den wir ausbauen wollen.“ Angesichts des Fachkräftemangels dürften diese sich über in der Region ausgebildete zusätzliche Fachkräfte freuen. „Außerdem gibt es dann an der Universität für die Unternehmen die Möglichkeit, wissenschaftlichen Rat und wissenschaftliche Unterstützung zu holen, betont Freitag. Ziel ist es, gemeinsame Projekte zu entwickeln und sich um die Förderung zu kümmern. Aber auch klassische Forschung im Auftrag der Firmen soll es geben.

Um Wissenschaft und Wirtschaft tatsächlich auch zusammenzubringen, ist ein „Transferzentrum Technik und Innovation“ geplant. „Natürlich gibt es bereits Kooperationen, aber wir wollen das weiter ausbauen und professioneller machen“, sagt Freitag. Hier kommt auch die FH Deggendorf ins Spiel, die wegen ihrer technischen Ausrichtung ähnliche Interessen hat und diesen Weg schon länger geht. Beide Hochschulen wollen deshalb in Form des Zentrums beim Wissenstransfer künftig enger zusammenarbeiten. Wo die Forscher in Passau nicht weiterhelfen können, können es möglicherweise die in Deggendorf – und umgekehrt.

Der Präsident der Deggendorfer Hochschule, Prof. Reinhard Höpfl, sieht jedenfalls „gute Synergien“ entstehen und einen „echten Mehrwert“ für die Region. Seine Studenten profitieren zudem, weil sie durch die Kooperation mit der Uni Passau einfacher einen Doktortitel erwerben können. Fachhochschulen haben nämlich kein Promotionsrecht und brauchen einen „universitären Partner“, der nun ganz nahe liegt.

In Passau will man derweil nicht nur einfach neue Wege einschlagen, sondern zugleich das vorhandene Wissen in anderen Gebieten – in der Geisteswissenschaft oder Wirtschaftswissenschaften – in die Überlegungen einbeziehen. „Es ist ja nicht damit getan, dass jemand eine technische Idee hat“, sagte Freitag. Daneben tauchten meist viele Fragen auf: Wie kann das Produkt vermarktet werden? Kann es der Endnutzer überhaupt bedienen. Lehrstühle einzurichten, die sich mit solchen Fragen beschäftigen, die psychologische Anwenderforschung etwa, gehört deshalb ebenfalls zum Gesamtkonzept.

Höpfl: Keine Zweifel, dass es klappt

Ob und wann es umgesetzt wird, ist allerdings noch offen. Nachdem Ministerpräsident Horst Seehofer sich aufgeschlossen zeigt (siehe Interview unten) und auch die bisherigen Gespräche in München positiv verlaufen sind, üben sich sowohl Freitag als auch Höpfl in Optimismus. „Ich habe da eigentlich keine Zweifel mehr, dass alles klappt“, meint der Deggendorfer Hochschul-Präsident. Selbst in diesem Fall müssen dann allerdings erst die Mittel im Staatshaushalt bereitgestellt werden − so dass in Passau möglicherweise erst 2013 die ersten zusätzlichen Technik-Lehrstühle die Arbeit aufnehmen können

Passauer Neue Presse/ Martin Wanninger
Foto: Bircheneder