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Das Leben geht weiter am Chamer Campus

7.5.2014 |

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Minister Spaenle gibt grünes Licht für weitere fünf Jahre Mechatronik-Lehre mit einem „Schwerpunkt Tschechien“. Aber die Geldfrage ist nicht ganz geklärt.

„Kein Wahlkampfthema!“ Landrat Franz Löffler weist solche Nachfragen weit von sich. Nein, sagt er, es habe überhaupt nichts mit dem Termin am 16. März zu tun, was er gestern kurzfristig von einemTag auf den anderen vor der Presse verkünden wollte: Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle habe es ja auch erst am Mittwoch bei einem Gespräch in München verkündet. Die Nachricht heißt: Es geht weiter am Chamer Technologie- Campus.

 

Im Politikerdeutsch: „Der Bachelor- Studiengang Dual International Mechatronik ist für die nächsten fünf Jahre gebilligt“ – mit einem neuen „Schwerpunkt Tschechien“. „Eine glückliche Wendung, wenn Minister Spaenle jetzt die Lehre in Cham finanzieren will.“ Das sagte auch die Chamer Bürgermeisterin Karin Bucher (Freie Wähler), die ebenfalls zu dem Termin geladen war. Aber mit einer kleinen zwinkernden Nebenbemerkung: „Der Minister wird sicher auch seine CSU-Fraktionskollegen überzeugen können, dass sie das Geld dafür bewilligen.“

Wie verlässlich ist ein Ministerwort?

Denn ganz sicher ist das noch nicht. Das gab auch Landrat Löffler offen zu: „Der Minister kann nicht selbst darüber entscheiden, aber er hat versprochen, dass er sich dafür einsetzen wird.“ Wie verlässlich ist dieses Ministerwort? Der CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Gerhard Hopp sagt auf diese Frage: „Ich bin zuversichtlich, dass wir im Landkreis Cham auch bei den Haushaltsberatungen sehr gute Argumente haben.“

Warumaber dann wirklich die gute Nachricht ausgerechnet jetzt, so kurz vor der Kommunalwahl? Landrat Löffler erklärt es so: „Der entscheidende Grund ist: Wir sind jetzt gerade in der akuten Werbephase für den neuen Studiengang. Und solange das Eisen heiß ist, so lange muss man es schmieden.“

Werbung tut not für den Chamer Campus. Die eher schlechten Nachrichten sind bekannt. Im letzten Semester kam kein Mechatroniker-Studiengang mehr zustande. 12 Bewerber waren zu wenig, 15 müssten es mindestens sein. Aus früheren Semestern laufen gerade zwei Studienjahrgänge mit insgesamt rund 35 Studierenden. Von 200 bis 300 war einmal die Rede, als der Campus vor vier Jahren hier startete.

„Blauäugige“ Campus-Träume

„Das war ein Wunschtraum“, sagt Professor Peter Firsching, der Campus- Chef von der Hochschule Deggendorf. Realistisch seien rund 100 Studenten in vier Studienjahrgängen.

„Wir waren vielleicht etwas blauäugig.“ Bürgermeisterin Karin Bucher sagt es heute so offen. Und Landrat Franz Löffler: Als ich Landrat wurde, habe ich gedacht, der Campus ist fest installiert, da läuft alles. Und dann wurde das meine Hauptaufgabe neben den Krankenhäusern und der Berufsschule.“

Und heute geht’s um Sein oder Nichtsein für Cham als Studienort. Die Stadt, der Landkreis und die heimischen Unternehmer haben sich das schon einiges kosten lassen. Die Stadt hat das Gebäude für ein paar Millionen Euro hingestellt und verzichtet fünf Jahre auf die Miete (rund 150 000 Euro im Jahr). Der Landkreis steckt in den Campus-Unterhalt jährlich rund 100 000 Euro. Die Fünfjahresfrist dafür läuft übrigens 2015 aus. Werden Stadt und Landkreis weiter zahlen? Bucher und Löffler nicken, „ohne Stadtrat und Kreistag vorgreifen zu wollen“.

Für Lehre und Forschung engagieren sich Firmen aus dem Landkreis mit Stiftungsprofessuren und Sponsoring- Geldern. Der Freistaat jedenfalls hat bisher keinen einzigen Euro in die Lehre am Chamer Campus gesteckt.

Der Freistaat hat sich rausgehalten

Und genau das nennt Professor Firsching ein Problem. Daran sei es hauptsächlich auch gelegen, dass in der Vergangenheit so wenige Studenten zum Chamer Campus kamen. Aber das soll sich jetzt ändern mit der „Billigung“ des Bachelor-Studiengangs aus München für die nächsten sechs Jahre.

Wie viel Geld braucht es dafür? Knapp 600 000 Euro, erklärt Professor Firsching – für fünf Professorenstellen und zwei Laborantenkräfte. Sind das Vollzeitjobs hier in Cham – für dann vielleicht 50 Studierende ab dem nächsten Wintersemester? Das wird sich in Schritten so entwickeln, erklärt Landrat Löffler. 600 000 Euro, das seien die Personalkosten für den geplanten Regelbetrieb.

Diese ganze Summe wird der Freistaat aber auch nicht übernehmen. 50 000 Euro will der Landkreis zuschießen, 50 000 hiesige Unternehmen und 50 000 der Verband der bayerischen Wirtschaft. Große Hoffnungen steckt Landrat Löffler auch in ein neues Förderprogramm „Bayern- Tschechien 2014 bis 2020“. Denn „der Schlüssel“ zum Placet aus München für den Chamer Campus liegt beim Nachbarn.

Das künftige Mechatronik-Studium in Cham soll einen „Schwerpunkt Tschechien“ haben. Bedingung: Von mindestens 15 Studierenden in einem Jahrgang sollen wenigstens fünf aus dem Nachbarland kommen. Dazu wurde übrigens auch eine Kooperationsvereinbarung mit der Universität in Pilsen getroffen. Und in Schulen beim Nachbarn wird gerade jetzt kräftig Werbung gemacht. Landrat Löffler sagt: „Das Interesse ist nicht schlecht.“

Ein Titel für Bad Kötzting

Übrigens: Minister Spaenle hat auch ganz aktuell verkündet, dass der Gesundheitscampus Bad Kötzting zum „Forschungs- und Praxisschwerpunkt in Gesundheitsstudiengängen“ für die Hochschule Deggendorf wird. Konkret? Professor Firsching kann noch nichts dazu sagen: Aktuell gibt‘s in Deggendorf noch keine Studenten für die Fächer „Pflege- und Gesundheitsmanagement“. Die Studiengänge laufen erst im Wintersemester an.

In Bad Kötzting sollen dann Praxis- Kurse in der ehemaligen Berufsschule und den Pflege- und Reha-Einrichtungen absolviert werden. Bürgermeister Wolfgang Ludwig zum Gesundheitscampus in seiner Stadt: „Das braucht sicher noch viele kleine Schritte.“

Quelle:

Autor: Ernst Fischer

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