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Pflege braucht Bildung!

28.5.2015 |

bossle im unterricht„Die Pflege braucht eine zeitgemäße Bildung!“. Die Forderung, die Prof. Dr. Michael Bossle, Studiengangsleiter des berufsbegleitenden Bachelors Pflegepädagogik der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), vertritt, ist eindeutig.  Und er geht noch einen Schritt weiter: „Nicht nur die Pflegelehre sondern auch die grundständige Ausbildung im Pflegeberuf wird neue Wege beschreiten müssen – und das geht über anstehende strukturelle Neuerungen hinaus!“

Die Pflege steht mitten in einem tiefgreifenden Umbruch: Demografischer und sozialer Wandel, die Änderung der Krankheitsbilder und –strukturen, die Stärkung der Patientenrechte und besonders der ökonomische Druck, der auf allen Beteiligten des Gesundheitswesens lastet.

Sie alle sind nur einige sinnbildliche Hügel in einem Gebirgsmassiv von Herausforderungen vor denen die Pflegenden stehen. Ganz zu schweigen von der weiterhin viel zu geringen Beachtung, die die Pflege in weiten Teilen der Politik und der Gesellschaft erfährt. Welche Wege müssen beschritten werden, um diese steinige Tour zu meistern? An der THD ist man sich sicher: Nur eine Erweiterung des Horizonts hilft der Pflege über den Berg und zeigt ihr dadurch neue Perspektiven und Chancen. Es ist eine Herausforderung für mehr Anerkennung und Emanzipation der Pflege einzutreten!

Die Route dazu führe laut Bossle über eine fortschrittliche Bildungsarbeit im Gesundheitswesen. Er setzt auf eine stärkere, vor allem akademische Professionalisierung aller Gesundheitsberufe. Nur so könne die Pflege optimiert werden und in der Bevölkerung und bei den Pflegenden selbst Anerkennung erfahren. Bildungsarbeit in der Pflege ist deshalb auch immer Emanzipationsarbeit. Sie ist nicht nur Kompass, sondern auch Befähigung zur Mündigkeit. Pflegende müssen lernen ihre Stimme zu erheben. Nur mit einer Steigerung des Selbstbewusstseins und einer akademischen Argumentationskraft werden Pflegende auf Dauer und ernstzunehmend gehört werden. Politisch zeigt Pflege damit auch, dass sie für den eigenen Berufsstand Verantwortung übernehmen will, kann und muss. Obwohl das anstehende neue Berufegesetz ein über alle Lebensalter „einheitliches“ Berufsbild mit sich bringen wird, werden die Qualifikationen der Pflegenden vielfältiger, spezialisierter und auch im zunehmenden Maße akademischer geprägt sein. Es gilt daher diese Vielfalt als Chance zu begreifen und von- und miteinander zu lernen. Bildung ist damit das beste Mittel, um Gipfel zu erklimmen statt Erdrutsche auszulösen.

 

Akademisierung der Lehre – Theorie-Praxis-Verknüpfung

Die Optimierung der pädagogischen Entwicklungsstrukturen in Bildungseinrichtungen steht im Vordergrund: „Unsere Studierenden der Pflegepädagogik werden zu hochqualifizierten und engagierten Lehrpersonen, Beratern und Coaches weitergebildet. Neben dem Wissenstransfer sensibilisieren sie beispielsweise die Pflegeschüler im Hinblick auf die Bereiche der Prävention, Information und Beratung der Patienten und Angehörigen“,  so Bossle. Mit solch hochqualifizierten Lehrpersonen in Pflegefachschulen könne zudem das Bewusstsein für die Tätigkeit im Pflegeberuf dauerhaft geändert und der Berufsstand nachhaltig gestärkt werden. Wichtig ist der THD vor allen Dingen die Theorie-Praxis-Verknüpfung: „Unsere Studenten durchlaufen schon vor dem Praxissemester Unterrichtshospitationen an unseren Partnerschulen.“ Es entstehen dabei Win-Win-Situationen für alle Beteiligten: Die Studierenden wenden Beobachtungskonzepte an und reflektieren diese. Ihre Erkenntnisse werden den Schulen wieder zur Verfügung gestellt. „So profitieren auch unsere Kooperationsschulen“, meint Bossle.

 

Anschlussprogramm Master an der THD geplant

Der Umgang mit Wandel, Vielfalt und heterogenen Gruppen in der Pflegeausbildung ist Schwerpunkt im geplanten berufsbegleitenden Master Bildungs- und Organisationsentwicklung. Das Ziel ist es, tragfähige, wissenschaftliche und fundiert entwickelte Konzepte für Bildungseinrichtungen zu konzipieren und umzusetzen.

 

Akademisierung der Erstausbildung – Auch für Niederbayern keine Ausnahme mehr

Die Pflegepädagogik war nur der eine Schritt. Auch die Erstausbildung, also die Pflegearbeit an sich, müsse endlich akademisiert werden. „Wir bieten ab kommenden Semester den Vollzeitstudiengang Pflege Dual an“, freut sich Bossle und erklärt: „Wir integrieren damit berufliche Pflegeausbildung und Studium“. Er rechnet mit einem hohen Zulauf an Studierenden, denn dieser Schritt sei nicht nur notwendig, sondern längst überfällig. „Die Hochschulausbildung steigert die Attraktivität des Berufsfeldes, verbessert die gesellschaftliche Anerkennung sowie die selbstständige Entscheidungsfähigkeit im beruflichen Handeln. Sie unterstützt bessere Verdienstmöglichkeiten der Pflegefachkräfte.“ Dadurch wird auch in Niederbayern der akademische Bildungsweg neben dem herkömmlichen beruflichen Bildungsweg zum Normalfall.

 

 

 21.07.2015 | THD-Weiterbildungszentrum