"This site requires JavaScript to work correctly"

„Wertschätzung wichtiger als Gehalt“

15.12.2016 |

von chef zu chefUnternehmerabend an der TH Deggendorf zum Thema Mitarbeiterführung auf Augenhöhe

Ein sehr lebendiger Unternehmerabend fand am vergangenen Mittwoch unter dem Dach „15 Jahre Weiterbildungszentrum“ am Weiterbildungszentrum der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) statt. Unter dem Slogan „Von Chef zu Chef“ kamen Unternehmer verschiedenster Betriebe ins Gespräch, vom Chef einer 25-Mann-Schreinerei bis hin zum Leiter eines 400-köpfigen Komponentenherstellers. Im Mittelpunkt des Abends standen authentische Praktiker-Vorträge zum Thema „Mitarbeiter führen auf Augenhöhe“, was für viel Gesprächsstoff sorgte.

Vom Führungsalltag bei einem mittelständischen Stahlbauer berichtete Markus Stopfer von der Prebeck Stahlbau GmbH in Bogen. Der kaufmännische Leiter des 100-Mann-Betriebs erklärte: „Ein Chef sollte heute vor allem als Berater seiner Mitarbeiter agieren. Deshalb ist uns bei Prebeck ein kooperativer Führungsstil wichtig.“ Sehr gute Erfahrungen mache man auch mit „gemischten Workshops“, bei denen Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen und Punkte ansprechen, die verbessert werden sollten. Das alles bringe aber nur dann einen nachhaltigen Erfolg, wenn eine Führungskraft ihren Mitarbeitern Vertrauen entgegenbringt und ehrliche Meinungen zulässt. „Umgekehrt erwarten Mitarbeiter ein offenes und regelmäßiges Feedback“, ist Stopfer überzeugt.

Michael Sieg von der Deggendorfer b-plus GmbH erzählte von den Herausforderungen in dem schnell gewachsenen IT-Unternehmen. „Meine Aufgabe als Chef ist es zunächst, für jede Aufgabe den besten Mitarbeiter zu finden.“, betonte der Geschäftsführer des 130-köpfigen Unternehmens und ergänzt: „Man muss dafür sorgen, dass die Leute optimal arbeiten können und sich wohlfühlen. Das gelingt nur durch gute Information und Kommunikation.“ Sehr beliebt sei zum Beispiel die Bier & Brezen - Betriebsversammlung einmal im Quartal. Hier stellen sich neue Mitarbeiter vor und man feiere gemeinsame Erfolge. Führen auf Augenhöhe bedeute für b-plus auch, Ziele nicht nur von oben vorzugeben, erläutert Sieg: „Wie unsere Unternehmensziele auf die einzelnen Bereiche heruntergebrochen werden, bestimmen die Teams heute selbst. Die Mitarbeiter entwickeln jedes Jahr operative Ziele für ihren Bereich.“ Für noch mehr Zukunftsimpulse nutzt die b-plus GmbH aktuell auch das THD-Angebot „Gerne in die Arbeit – Unternehmen fördern ihre Mitarbeiter.“ Teil des Programms ist eine individuelle Mitarbeiterbefragung, die vor kurzem durchgeführt wurde.

Ebenso spannende Einblicke gewährte das Führungsduo der Silberberg-Klinik aus Bodenmais. Marita Urban und Dr. Werner Gudat, beide Leiter und Inhaber der Reha-Klinik, beeindruckten die Zuhörer mit ihren Schilderungen, wie sie ihre Mitarbeiter immer wieder motivieren können, trotz eines branchenbedingten, sehr begrenzten finanziellen Spielraums. „Wir können unsere 120 Mitarbeiter nur durch eine wertschätzende und familiäre Stimmung binden“, erklärt Verwaltungsleiterin Urban und fügt an: „Auf Augenhöhe heißt bei uns, dass wir den Kollegen so viel Freiraum wie möglich bei ihren Entscheidungen lassen. Dabei dürfen sie auch einmal Fehler machen, ohne Angst haben zu müssen.“ Die Fachärzte und Therapeuten können beispielsweise neue Therapieformen ausprobieren, wenn sie davon überzeugt sind, erläutert der ärztliche Leiter Dr. Gudat: „Wir führen extrem flach, auch bei der Personalfindung. Die Teams besetzen ihre Stellen selbst, wir reden ihnen da nicht hinein.“ Einen hohen Stellenwert habe auch das Thema Weiterbildung, jeder Mitarbeiter kann pro Jahr fünf Ausbildungstage nutzen.

Alle Referenten des Abends stimmten überein, dass heute und insbesondere bei jungen Berufseinsteigern nicht das Gehalt ausschlaggebend ist, wenn es darum geht, sich auf Dauer an einen Arbeitgeber zu binden. Viel wichtiger seien Wertschätzung, Handlungsspielraum und ein fairer Umgang sowie die Möglichkeit der Weiterbildung. Damit kann es gerade auch niederbayerischen Mittelständlern gelingen, sich im Kampf um qualifizierte Mitarbeiter gegen die großen Player durchzusetzen oder „Exil-Niederbayern“ zurück in die Heimat zu locken. Diese Punkte wurden von den anwesenden Unternehmern und Führungskräften bis weit in die Nacht hinein am Buffet diskutiert.

Organisiert wurde der Abend vom Projektteam „Gerne in die Arbeit - Unternehmen fördern ihre Mitarbeiter“. Für Informationen zu diesem Programm des THD-Weiterbildungszentrums steht gerne Julia Dullinger unter 0991/3615-740 zur Verfügung.

 

Foto, v.l.n.r.: Dr. Werner Gudat (Inhaber Silberberg-Klinik), Julia Dullinger (THD-Programmleitung „Gerne in die Arbeit“), Marita Urban (Inhaberin Silberberg-Klinik), Michael Sieg (Geschäftsführer b-plus GmbH), Markus Stopfer (kaufmännischer Leiter Prebeck Stahlbau GmbH), Wolfgang Stern (Leiter THD-Weiterbildungszentrum)

 

17.03.2017 | THD Weiterbildungszentrum